„Wer so etwas zerstört, denkt nicht nach“
Mahnmal für die Opfer der Hexenverfolgung in Detmold ist wiederhergestellt
Auch Pfarrer Tobias Treseler dankte im Namen der Lippischen Landeskirche dem Arbeitskreis und allen anderen, die an der Wiederherstellung des Erinnerungsortes beteiligt waren. Die Stele als Mahnmal für die Menschenwürde sei ein wichtiger Wegweiser für die Zukunft der Gesellschaft. Denn auch künftig gelte es wachsam zu sein gegen fremdenfeindliche, rassistische Umtriebe, die sich gegen eine bunte, solidarische Gesellschaft richteten, an der Menschen ungeachtet ihrer Weltanschauung oder Religion, ihrer sexuellen Orientierung, ihres Alters oder einer Behinderung teilhaben. „Ich weiß nicht, wie die Gesellschaft der Zukunft aussehen wird“, sagte Treseler, „aber wenn sie sich von der Menschenwürde als wesentlichem Merkmal verabschiedet, wird diese Zukunft trostlos aussehen.“ Das Mahnmal spreche Menschen ihre Würde zu – auch wenn dies immer nur bruchstückhaft möglich sei. „Die massive Verletzung der Würde eines Menschen ist letztlich nicht zu heilen. Gerade deshalb muss sie aber als Wunde, die bleibt, zur Sprache gebracht werden. Denn: Zukunft kann nur gestalten, wer bereit ist, sich zu erinnern.“
Über 30 unschuldige Menschen haben in Detmold zwischen 1583 und 1676 unter der Hexenverfolgung gelitten, außerdem mehr als 20 aus den Landgemeinden, zudem etwa 50 als „Hexenkinder“ gefangen gehaltene Mädchen und Jungen sowie eine unbekannte Zahl Gefolterter und Ermordeter aus der gesamten Grafschaft Lippe. Nach der Detmolderin Anna Maria Tintelnot ist seit 2016 die Twete hinter dem Marktplatz benannt, in der das Mahnmal steht. Anna Maria Tintelnot wurde 1654 der Hexerei angeklagt und gefoltert. Das Reichskammergericht gab ihr elf Jahre später Recht und hob das Urteil auf. Das war ein Signal für das baldige Ende der Hexenprozesse in Detmold.
21.04.2023